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Die Stadt der dreistelligen Telefonnummern

28. März 2007

Bestsellerautor Florian Illies las nahe seiner Heimatstadt Schlitz, in Fulda, aus seinem Buch “Ortsgespräch”.

Bestsellerautor Florian Illies hat mit seinem Buch "Generation Golf" das Lebensgefühl der etwa zwischen 1965 und 1975 geborenen „Nach-68er“ beschrieben. Er war Leiter der Berliner Seiten der FAZ, derzeit ist er Herausgeber der Kulturzeitschrift "Monopol". Im vergangenen Jahr kam sein viertes Buch heraus – es heißt „Ortsgespräch“. Es wird vielen Menschen in der sogenannten Provinz ein Labsal sein - denn darin beschreibt Illies (wenn auch mit viel Ironie) seine Kindheit und Jugend im Städtchen Schlitz, wenige Kilometer von Fulda entfernt. Mit "Schlitz ist überall", was Illies mal sagte, lobt er das Bodenständige, das Gesunde, das noch Normale der Provinz. Und gestern abend beendete er seine Lesereise genau dort, wo er herkommt – mit einer Lesung im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses.

Beitrag von Christoph Käppeler in hr 2 Mikado am 28. März 2007

Beitrag als mp3-Datei 

Wenn Florian Illies per ICE in Richtung seiner osthessischen Heimat fährt – dann ändert sich etwas für ihn so ab dem ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe:

„Und zwar nicht...oder seine Frau“

Das ist das Gefühl der Generation Golf: dass die Alt-68er alles verboten hatten. Ein Bundespräsident Gustav Heinemann sagte damals, er liebe seine Frau und nicht sein Land. Sowas kommt umgekehrt heute nicht mehr gut. Man darf, muss vielleicht jetzt sogar, seine Heimat wieder lieben. Nachdem die Deutschen jahrzehntelang immer neue Länder kennengelernt hatten:

”In den Fünfziger Jahren war das Italien...das deutsche Hinterland”

Und so entdeckt Florian Illies seine Heimatstadt Schlitz wieder:

„Ein Marktplatz – Salon für die Dame“)

Der Bürgermeister heißt Schäfer, der 1. Stadtrat heißt Schäfer, der katholische Pfarrer heißt Schäfer, der Chef vom Trachtenverein, der Busunternehmer – alle heißen Schäfer – nur der Schäfer heißt Preisendörfer. Die Sekretärin von Thomas Gottschalk kommt aus Schlitz. Ab 18 Uhr ruft man sich gegenseitig mit seinen dreistelligen Telefonnummern an – weil dann ein Ortsgespräch noch billiger ist.

Und Tante Do prüfte immer ganz kritisch die Mädchen, die man mit nach Hause brachte. Die echte Tante Do war mit vielen anderen Verwandten aus Schlitz zur Lesung nach Fulda gekommen:

„Ich kenn ihn ja nun als Baby...immer lieb und charmant“

Und auch Mutter Illies freut sich über das Buch ihres berühmten Sohnes:

„Das ist ne Liebeserklärung...er war ja gerne da!“

Vor sieben Jahren hätte er so ein Buch noch nicht geschrieben, sagt der 35jährige Florian Illies – da interessierte ihn noch der Rückblick auf die Generation Golf, da hatte er Schlitz und Fulda ja gerade erst mal einige Jahre verlassen gehabt – danach aber entdeckte er die Heimat:

„Heimat ist immer...auch die Schönheit“

Alles gute und große ist aus der Provinz gekommen, meint Wolfgang Hamberger, Ex-Oberbürgermeister von Fulda - er hatte Illies zur Lesung eingeladen. Weimar mit Goethe, Schiller, Lessing; Fulda mit Rabanus Maurus:

„Die Provinz hat das...bodenständige Normalität...verlorengegangen ist“

Das Buch „Ortsgespräch“ endet damit, dass vor acht, neun Jahren ein Traktorfahrer in Schlitz den Stein, den man in vielen deutschen Städten findet, auf dem stand: „Berlin 467 Kilometer“ umgefahren hatte. Städtische Arbeiter fragten: Brauchen wir den Stein eigentlich noch? Da hieß es in Schlitz: „Eigentlich nicht“. Autor Florian Illies kennt die Entfernung auch so...

„Ich bin glücklich in Berlin, und ich bin glücklich, wenn ich auf dem Lande bin”.

Also wird der Autor nicht auf Dauer in seine neu entdeckte alte Heimat zurückkehren.

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© 2007 Christoph Käppeler

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